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Reisebericht eines E Motorradfahrers
#1
Nun etwas, das man kaum erklären kann sondern erleben muss: Wie fährt sich ein E-Motorrad auf so einer Traumstrecke im Vergleich zum Oberklassenbenziner?

Beide Motorräder sind Naked Bikes, das Gewicht ist fast identisch. Unterschiede: 40 kW vs. 120 kW Leistung, 190 Nm Drehmoment über einen breiten Drehzahlbereich vs. 120 Nm im optimalen Drehzahlband, „0 Zylinder“ gegen „4 Zylinder“. Was bedeutet das in der Praxis?

Leistung bei hoher Geschwindigkeit
Die 120 kW des Vierzylinders spielen ihre Stärke erst bei sehr hohen Geschwindigkeiten (>150 km/h) aus, um den Luftwiderstand zu überwinden. Auf Alpenpässen ist das weder möglich noch gewollt – der Vorteil verpufft.

Drehmoment und Fahrbarkeit
Die 190 Nm des E-Motors stehen sofort und ohne Schalten zur Verfügung. Das sorgt am Hinterrad für Drehmomente nahe an der Haftungsgrenze der Reifen. Ein Vierzylinder kann – je nach Gang – punktuell höhere Kräfte erzeugen, aber nur in einem engen Drehzahlband. Am Ende regelt die Traktionskontrolle ohnehin alles ab. Entscheidend ist: Das gleichmäßig hohe Drehmoment des E-Motors ist viel einfacher und kontrollierter nutzbar – bei jedem Überholvorgang, jeder Serpentine und jedem Ampelstart.

Fahrdynamik und Handling
Der tiefere Schwerpunkt und das Fehlen schwerer rotierender Massen (Kurbelwelle, Getriebe, Kupplung) machen das E-Motorrad spürbar agiler. In engen Kehren lässt es sich leichter und präziser dirigieren.

Schaltkomfort
Beim E-Motorrad entfällt das Schalten komplett: kein falscher Gang, kein Abwürgen, kein Kupplungsspiel. Man ist automatisch immer im „richtigen Gang“ – das reduziert fahrerische Fehlerquellen und macht das Fahren entspannter, speziell in engen Serpentinen.

Ich bin bei Weitem kein Bummelfahrer – auch wenn es genug gibt, die noch tiefer in die Schräglage gehen als ich. Meine flensburggeschädigte Motorradfahrerseele meldet sich zuverlässig, sobald ich bei „Geschwindigkeitslimit + X“ unterwegs bin. Da macht’s keinen Unterschied, ob elektrisch oder mit Benzin.

Natürlich wollte ich auch diesmal meine fahrerische Kompetenz verteidigen. Auf den Bergstrecken hat mich nur eine Handvoll Benzinmotorräder überholt – und wirklich abgesetzt haben sie sich auch nur, wenn ich gerade Lust auf „Panorama-Modus“ hatte. Beim Kolonnenspringen kamen nur die schneller voran, die auch bei Gegenverkehr überholen – ein Club, dem ich lieber nicht beitrete. An Ampeln war es dagegen fast unfair: Während die Benziner noch am Kupplungshebel nestelten, war ich schon längst unterwegs.

Mit dem E-Motorrad war die Strecke insgesamt deutlich entspannter zu fahren. Vermutlich hatten auch die längeren Mittagspausen ihren Anteil daran, aber das Plus an Leichtigkeit war unübersehbar.

Am frappierendsten war der Unterschied am Col du Télégraphe (7). Eine perfekt ausgebaute Passstraße, zweispurig, Kehren satt – und eine endlose Blechkolonne direkt nach der Einfahrt. Mit der Agilität und dem spontanen Antritt des E-Motorrads konnte ich überholen, wo ich mit dem Benziner nur resigniert hinterhergerollt wäre. 10 Minuten lang sprang ich von Auto zu Lkw zu Wohnmobil, bis ich die Quelle allen Übels eingeholt hatte: einen alten, stinkenden VW-Bus an der Spitze. Ein bisschen Genugtuung war schon dabei. Ähnlich spaßig war’s später auch auf der Via Aurelia – viel Verkehr, viele Chancen zum „Kolonnenspringen“.

Und dann die Ampeln, besonders in Italien: Wie üblich drängeln sich alle Roller und Motorräder nach vorne, während die Autos brav Platz lassen. Viele Benziner spielen nervös am Gas. Grün! – die Automatik-Roller schießen los, die Motorräder holen mit Leistung bald auf … und ich? Ich stand still, ohne jedes Motorengeräusch – und war schon weg, bevor die anderen überhaupt mit dem Gashandwerk fertig waren.

https://www.elektroroller-forum.de/viewt...93&t=45812

Nach dem Izoard formierte sich zufällig eine kleine „multinationale“ Gruppe: zwei Deutsche, zwei Italiener. Am Col de Vars wurde es sportlicher. Einer der GS-Fahrer versuchte, sich abzusetzen – in den Kehren machte er tatsächlich mehr Schräglage, aber beim Rausbeschleunigen war mein Drehmoment einfach zu viel. Als er mich vorlassen wollte, habe ich dankend abgewunken. Oben am Pass gab’s dann ein freundschaftliches Fachsimpeln – er auf dem Weg zur Côte d’Azur, ich zur Toskana.
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Reisebericht eines E Motorradfahrers - von Fasemann - Vor 6 Stunden

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